Quantitative Lockerung für alle? Die (neue) unkonventionelle Geldpolitik der Schwellenländer und ihre möglichen Auswirkungen.

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Quantitative Lockerung wird auch von Schwellen­ländern eingesetzt: Während der Corona-Pandemie versuchen Zentral­banken, ihren Finanz­markt vor dem Kollaps zu be­wahren. Lesen Sie hier, welche Aus­wirkungen möglich sind.

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Während einer Aus­nahme­situation wird zur Not zu außer­gewöhnlichen Mitteln gegriffen, auch wenn negative Neben­wirkungen bekannt sind. Eine dieser Maß­nahmen, die Schwellen­länder jetzt wegen der un­vor­her­ge­sehenen Aus­wirkungen der Pandemie 2020 nutzten, ist durch Zentral­banken künstlich geschaffene Liquidität – die sogenannte Quantitative Lockerung. Wenn aber solche Eingriffe in die Wirtschaft überdosiert werden, könnten sie auf dem Finanz­markt mehr Schaden anrichten, als die Vorteile recht­fertigen würden.

Das könnte vor allem für Schwellen­länder zutreffen, weil sie auf dem Finanz­markt ver­gleichs­weise in einer schwächeren Lage sind.

Was sind Schwellen­länder?

Schwellen­länder sind nicht unbedingt klein und wirtschaftlich schwach.
Oft handelt es sich um Länder, die für Anleger besonders interessant sind, weil sie als wirtschaftliches Entwicklungs­land eben besonderes hohes Wachstums­potenzial haben können, das über dem der sogenannten Industrie­staaten liegt. Wegen der manchmal instabilen politischen Lage und den daraus resultierenden Kontroll­maß­nahmen gelten Investitionen in diese Länder jedoch als ver­gleichs­weise riskanter.
Demnach ist die Volatilität – unter anderem die Intensität der möglichen Schwankungen der Preise, Aktien- und Devisen­märkte des Landes – in diesen Märkten stärker. Und Investitionen sind neben den möglicher­weise höheren Erträgen deshalb auch risiko­reicher. Nicht nur Vorgänge innerhalb eines Landes können die Volatilität der Schwellen­länder beeinflussen – auch Faktoren wie wichtige Wahlen (wie z.B. in den USA) oder eben eine Pandemie können eine negative Wirkung auf deren Wirtschaft haben.
Die Corona-Krise könnte eine Wende in die Geld­politik der Schwellen­länder bedeuten – denn jetzt wurde auch von diesen Ländern ein Instrument benutzt, um deren Finanz­system zu retten: die Quantitative Lockerung.

Un­konventionelle Geld­politik der Schwellen­länder während der Corona-Krise – was ist passiert?

Die welt­weite Pandemie 2020 war laut Euler Hermes für Schwellen­länder Start für einen Aspekt der un­konventionellen Geld­politik.

Es war klar, dass die Corona-Krise auch geld­politisch für viele Länder schwer­wiegende Probleme mit sich ziehen würde. Daher gaben die Zentral­banken mehrerer Schwellen­länder (Emerging Markets) bekannt, dass sie – um die Situation auf ihrem Geld­markt abzumildern – Quantitative Lockerung (QE) ein­setzen würden.

Das war eine der wenigen Optionen der Schwellen­länder, um eine finanzielle Ver­besserung herbei­zuführen. Besonders in diesen Ländern machte sich die Krise deutlich auf dem Finanz­markt bemerkbar: der Investoren­markt war unruhig, es gab deshalb starke Kapital­abflüsse, was die Rendite von Staats­anleihen stark beeinflusst hat.

Und QE hat sich zunächst als wirksames Instrument der Zentral­banken auf Aus­wirkungen der Krise erwiesen.

Wirkung und Vorteile der Quantitativen Lockerung in Schwellen­ländern

Wie funktioniert die Quantitative Lockerung?

Wenn Zentral­banken Staats­anleihen kaufen, wird deren Kurs ge­steigert und Geld in die Ökonomie des Landes befördert, um die Wirtschaft zu beleben. Dieser Eingriff in den Markt wird Quantitative Lockerung (Quantitative Easing) genannt und manch­mal mit einer Geld­beschaffung aus der Noten­presse ver­glichen.

Das Ziel ist vor allem, die Liquidität des Landes zu erhalten, einen gut funktionierenden Markt für inländische Staats­anleihen sicherzustellen, und den Zusammen­bruch des Finanz­markts zu verhindern.

Dadurch wird gezielt die Inflation (leicht) be­schleunigt, wodurch Schulden gemindert werden – was langfristig für diese Länder und für den Welt­markt Folgen haben kann.

Quantitativen Lockerung ​​​​​​​durch Schwellen­länder – mögliche Risiken

Die möglichen mittel­fristigen Vorteile sind klar, aber eine Über­dosierung könnte zu schwer­wiegenden Problemen führen.

QE ist nicht immer wirksam, um die Wirtschaft eines Landes zu stärken – und wird wegen möglicher negativer Aus­wirkungen von Experten als sinn­volle Maß­nahme an­ge­fochten.

Bisher wurden solche Maß­nahmen in Schwellen­ländern nur im kleinen Rahmen ein­gesetzt. Jetzt lockern die Zentral­banken dieser Länder ihre Geld­politik und erleben eine kurz­fristige Ent­spannung ihres Finanz­markts. Länder, die solche Programme während der Pandemie an­ge­kündigten, gaben nicht bekannt, wie lange und in welchem Um­fang diese Maß­nahme er­griffen werden würde.

Wenn Schwellen­länder – beim Versuch, Geld in ihre Wirtschaft bringen und Rating­herab­stufungen zu vermeiden –systematisch und über eine längere Zeit Programme zur Quantitativen Lockerung verfolgen, könnte es zu erheblichen negativen Aus­wirkungen kommen.

Erfahrungs­gemäß können das zum Beispiel sein:

  • Hyper­inflation
  • Ab­wertung der Landes­währung
  • Monetarisierung der Staats­schulden
  • De­stabilisierung des Wechsel­kurses durch künstlich geschaffene Liquidität
  • Glaub­würdigkeits­verlust für Investoren und Kredit­gebern
  • Gefährdung von Privat­unternehmen
  • auf lange Sicht höhere öffentliche Steuer­last
  • höhere Kredit­kosten auf internationalem Markt

Wenn die Trag­fähig­keit der Schulden nicht sicher­gestellt ist, werden Investoren bei weiteren Handels­beziehungen zögern. Quantitative Lockerung kann deshalb vor allem für Schwellen­länder brisant werden, da sie noch stärker als Industrie­staaten von ausländischen Krediten abhängen und ihre Glaub­würdigkeit fragiler ist.

Ohne Transparenz – ein klarer Rahmen für Dauer und Umfang dieser Hilfs­programme – können diese Maß­nahmen also nicht nur ihre Wirkung verfehlen, sondern auch ausländische Investoren ab­schrecken. Aus diesen Gründen sollte QE nur zeitlich begrenzt ein­gesetzt werden.

Fazit: un­konventionelle Geld­politik der Schwellen­länder und Wirkung auf dem Welt­markt

Es ist nach­voll­zieh­bar, dass Schwellen­länder die Probleme Ihrer Finanz­märkte ab­mildern wollen und dadurch auch zu un­konventionellen Konsolidierungs­bemühungen greifen. Lang­fristig könnte das aber wie oben erwähnt ihre Glaub­würdigkeit auf dem internationalen Markt schaden und Handels­geschäfte im Aus­land verhindern.

Es bleibt ab­zu­warten, ob QE in Schwellen­ländern ein gezielt – und vor allem begrenzt –ein­gesetztes Instrument sein wird. Exportiert Ihr Unternehmen in Schwellen­länder und Sie möchten wissen, wie Sie Ihr Unternehmen bei solchen Investitionen gegen Zahlungs­ausfällen schützen?

Sprechen Sie uns darauf an. Wir kennen den Markt und unterstützen Sie dabei, zu einem ab­ge­sicherten Vertrags­abschluss zu kommen.