Jahresrückblick 2022 und Ausblick auf 2023

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende. Daher wird es Zeit für einen kurzen Rückblick und einen ersten Ausblick in das kommende Jahr.

Rückblick 2022:

2022 war aus Sicht des Kredit- und Kautionsversicherungsmarktes ein wirklich erstaunliches Jahr. Ein steiler Anstieg der Inflation, gepaart mit einem enormen und lange nicht gekannten Zinsanstieg, sowie schwierig kalkulierbaren Warenbezügen, führten zu verschiedenen Effekten:

  • Der Umsatz vieler Unternehmen stieg deutlich, bei vergleichbarer Menge verkaufter Waren und Dienstleistungen.
  • Lagerbestände wurden enorm auf- und ausgebaut und damit sehr viel Kapital gebunden.
  • Eine Insolvenzwelle blieb weiterhin aus, wenngleich die Anzahl der Insolvenzen gerade in den letzten beiden Quartalen des Jahres leicht gestiegen ist und auch die Zahlungseingänge sich zunehmend verlängern, sowie die Anzahl an Inkassofällen zunehmen.
  • Die Schadenquote der Kredit- und Kautionsversicherer liegt rund 20% über der Marke des Vorjahres. Da wir von einem vergleichbar niedrigen Niveau kommen ist dies bisher wenig besorgniserregend!
  • Die Summe der ausgebuchten Forderungen hat sich über die letzten drei Jahre deutlich erhöht.
  • Die Bearbeitungszeiten in der Kreditprüfung der Kautionsversicherer verlängern sich.
  • Die Bearbeitungszeiten für Bankkredite haben sich allgemein verlängert und wir erfahren, dass die Banken insgesamt deutlich vorsichtiger bei der Kreditvergabe geworden sind.
  • Geschäftsmodelle mit strukturellen Herausforderungen (z.B. Textileinzelhandel, Automobilzulieferung, Immobilienprojektentwickler etc.) wurden noch mehr unter Stress gesetzt.
  • Energieintensive Unternehmen stehen plötzlich wegen der gestiegenen Bezugspreise vor enormen Herausforderungen.
  • Gestiegene Baupreise gepaart mit gestiegenen Zinsen und verzögerten Materialbeschaffung hinterlassen deutliche negative Spuren im Bausektor.

Was erwartet uns 2023?

Kommt nun die schon seit 2020 vorausgesagte Insolvenzwelle? Oder ist nur ein weiterer maßvoller Anstieg der Insolvenzzahlen zu erwarten? Selbst wenn es zu einer deutlich höheren Anzahl an Insolvenzen kommen würde, mit der die Versicherer umgehen müssten, könnten sie diese vorhersehen und sich rechtzeitig aus dem Risiko verabschieden? Wie werden sich die Banken bei der Kreditvergabe verhalten?

Kreditversicherung:

Wir stellen in der Kreditversicherung derzeit keine branchenweiten Limitkürzungen bzw. –aufhebungen fest. Im Gegenteil dazu ist die Summe aller vergebenen Kreditlimite durch den höheren Bedarf gestiegen.
Trotz unserer Erwartung, dass die Zahl der s.g. Restrukturierungsfälle im kommenden Jahr deutlich ansteigen wird, gehen wir für 2023 weiterhin davon aus, dass die Kreditversicherer maßvoll und individuell in der Limitzeichnung agieren werden.

Hinsichtlich der Prämienpolitik nehmen wir keine erheblichen Preissteigerungen wahr und erwarten auch keine enormen Anhebungen. Je nach Entwicklung der Schadensituation erwarten wir allerdings auch, dass weitere Senkungen der Prämien eher schwieriger werden dürften.

Bürgschaften & Avale

Im Bereich Bürgschaften registrieren wir eine deutliche Zurückhaltung vereinzelter Anbieter.  Aufgrund unseres Zugriffes auf den Gesamtmarkt erleben wir allerdings, dass wir die Nachfrage weiterhin ausreichend bedienen können. Die Bearbeitungszeiten weiten sich deutlich aus. Unternehmen mit mittlerer Bonität erhalten noch Standard-Rahmen. Für individuelle Rahmen – größer 2 Mio. € – müssen zweifellos gute und vor Allem aktuelle Zahlen und Planungen vorliegen. Die Preisbildung erscheint uns zur Zeit stabil, wenngleich wir im Neu-Geschäft durchaus leichte Steigerungen erleben und erwarten.

Bonitäts- & Kreditprüfung: Cash is King and Time is Money!

Im Bereich der Bonitäts- & Kreditprüfung wird die dem Unternehmen zur Verfügung stehende Liquidität zukünftig eine noch größere Rolle spielen. Die Vorjahreszahlen der Bilanz und GuV sind grundsätzlich weiterhin wichtig. Auf Grund der Tatsache, dass sich die allgemeinen Rahmenbedingungen im Rückblick der letzten drei Jahre jeweils innerhalb von wenigen Monaten massiv veränderten, ist der Vorjahresabschluss hinsichtlich einer aktuellen Bonitätsbewertung eines Unternehmens allerdings nur sehr begrenzt aussagefähig.

Ein hoher Cashflow gibt Unternehmen die notwendige Zeit auf die sich sehr schnell verändernden Rahmenbedingungen zu reagieren und entsprechende Anpassungen durchzuführen. Je weniger Zeit für notwendige Änderungen zur Verfügung steht, umso exorbitanter steigt das eigene Insolvenzrisiko. Damit ist die Liquidität gerade in diesen unsicheren Zeiten eminent wichtig und wird einen noch höheren Stellenwert in der Bonitätsbewertung und der eigenen Insolvenz-Wiederstandfähigkeit einnehmen.
Die Kreditversicherer erwarten bei der Kreditprüfung die Vorlage belastbarer Unterlagen! Der kurzfristig erstellte Jahresabschluss wird hier grundsätzlich vorausgesetzt. Allerdings erwartet man außerdem aussagefähige und belastbare Jahresplanungen, die Aufschluss auf die Geschäftsentwicklung und die Liquiditätsentwicklung geben.

Factoring:

Im Bereich Factoring stellen wir fest, dass die Nachfrage über das gesamte Jahr 2022 kontinuierlich gestiegen ist. Der Factoringmarkt ist wiederum um rund 20% gewachsen. Wir erwarten, dass diese Steigerungen und die damit verbundene Nachfrage auch weiterhin anhalten wird, um die Liquidität der Unternehmen zu ergänzen und zu sichern.

Unsere Empfehlungen:

Wir empfehlen Ihnen dringend in Bezug auf Ihr geplantes Bürgschaftsvolumen frühzeitig ausreichend Reserven zu bilden, da Engpässe in der Zukunft kurzfristig eher schwierig geschlossen werden können.

Im Debitorenmanagement gilt es vorsichtig zu sein und, wenn überhaupt, nur bei geringfügig offenen Posten-Größen, ins eigene Risiko zu gehen. Wenn der Kreditversicherer nichts mehr zeichnet, hat das in der Regel gute Gründe! Die Versicherer sind sehr gut über die jeweils aktuelle Situation der Unternehmen informiert, sodass bei einer Ablehnung eines Limits die Ausfallgefahr denkbar hoch ist.

Sollten Sie dennoch bei strategisch wichtigen Kunden ein Limit benötigen, weil Ihr Versicherer Ihren Limitbedarf im Einzelfall nicht decken kann, können wir mit einer s.g. Top-Up-Deckungen Ihre Deckungslücke schließen. Dies ist um so dringender, wenn Sie die Forderungen factoren. Sprechen Sie uns gerne darauf an.

Hinsichtlich der Liquiditätssicherung empfehlen wir einen Finanzierungsmix, zu dem Factoring  heute eindeutig hinzugehört. Die nachhaltige Sicherung des Cash-flows macht Sie widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen der Krisen, die bereits heute bestehen bzw. in Zukunft noch auf uns zukommen werden und verbessert Ihre Bonität erheblich.

Nun danken wir Ihnen für Ihr Vertrauen und die angenehme Zusammenarbeit in 2022!
Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, alles Gute für den Jahreswechsel und freuen uns darauf auch in 2023 sowohl Ihre Avalrahmen, Ihren Deckungsschutz in der Kreditversicherung, als auch Ihre Factoringlösungen für Sie verhandeln zu dürfen.

Bleiben Sie gesund!

Ihre Kreditversicherungsmakler

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Dirk Bedenbecker                         Mike Sander

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zusammen mit unserem Team von

HFB Creditversicherungsmakler GmbH