Kunde in Zahlungsschwierigkeiten? Das sind Warnhinweise, die darauf hindeuten könnten.
Redaktion |
Auch langjährige Kunden, mit denen es davor nie Probleme gab, könnten einen Lieferanten bei Zahlungsunfähigkeit in Schwierigkeiten bringen. Vor allem, weil in Zukunft vermehrt mit Pleiten gerechnet wird, müssen sich Unternehmen schützen und rechtzeitig handeln – denn eine Kundeninsolvenz kann auch den Betrieb der Geschäftspartner gefährden.
Ein realistisches Szenario:
Ein Kunde hat bereits ernste finanzielle Probleme und versucht, sein Unternehmen durch ein groß angelegtes Projekt zu retten. Dafür beauftragt er Sie mit aufwendigen Dienstleistungen – und wie bisher darf er dabei den vereinbarten Lieferantenkredit in Anspruch nehmen. Kurz darauf muss er aber Insolvenz anmelden. Das bedeutet für Ihren Betrieb in diesem Fall einen Forderungsausfall in fünfstelliger Höhe – ein Betrag, der ein Unternehmen empfindlich trifft, möglicherweise zu Cashflow-Problemen führt, oder schlimmstenfalls ebenfalls eine Pleite verursachen könnte.
Es gibt einige Maßnahmen, um dieses Risiko zu minimieren. Eine davon ist es, möglichst schnell Anzeichen dafür zu erkennen, dass ein Kunde in Zahlungsschwierigkeiten ist. Und dann entsprechend zu handeln, um Unternehmensschäden durch Forderungsausfälle so weit es geht zu umgehen.
Ist Ihr Kunde in Zahlungsschwierigkeiten? Diese Anzeichen könnten darauf hindeuten.
Was kann darauf hinweisen, dass Ihr Kunde womöglich vor der Insolvenz steht? Natürlich wird ein Unternehmen alles tun, um sich zu retten: Ein Kunde bestellt Waren oder Dienstleistungen und hofft darauf, durch neue Geschäfte Gewinne zu generieren – und manchmal geht es gut. Aber oft ist eine Unternehmenspleite nicht abzuwenden und solche Aktionen können bei Geschäftspartnern großen Schaden anrichten.
Um Ihr Unternehmen zu schützen, sollten Sie bei nachfolgenden Anzeichen vorsichtig werden:
1. Geändertes Zahlungsverhalten des Kunden
Sie bieten Skonto an, was Ihr Kunde bisher immer genutzt hat – und Rechnungen wurden entsprechend schnell gezahlt. Jetzt nutzt er das Zahlungsziel jedes Mal bis zum letzten Tag aus.
Dass eine Rechnung zu spät gezahlt wird, kann mal vorkommen, doch Ihr Kunde ist plötzlich jedes Mal unzuverlässig und muss ein- oder sogar mehrmals an die Zahlung erinnert werden.
Rechnungen werden (auch ohne Erklärung) nur teilweise bezahlt. Er bittet um längere Zahlungsziele oder -aufschub oder um neue Zahlungsmöglichkeiten (beispielsweise per Scheck).
2. Kunde hat oder bekommt den Ruf, unzuverlässig zu sein
Ein Betrieb, der generell einen sehr unorganisierten und unprofessionellen Eindruck macht, kann eher in Zahlungsschwierigkeiten kommen.
Sie hören von anderen Geschäftspartnern, dass er nicht verlässlich ist oder mehrmals um Stundung bittet. Vielleicht laufen schon Mahn- oder Vollstreckungsverfahren gegen ihn. Manche Geschäftspartner beliefern ihn deshalb nur noch gegen Vorauszahlung.
Die Unternehmensbonität des Kunden verschlechtert sich, das Rating wird herabgestuft.
Ihr Geschäftspartner trifft mehrere riskante Geschäftsentscheidungen? Das könnte sich in naher Zukunft auf dessen Zahlungsfähigkeit auswirken.
Werden schlagartig die Qualitätsstandards, z. B. im Service, stark heruntergefahren? Vielleicht gibt es jetzt gehäuft verärgerte Kundenkommentare auf den Social-Media-Kanälen, weil Zusagen nicht eingehalten werden oder das Unternehmen kaum erreichbar ist. Das kann auch darauf hinweisen, dass es für Serviceleistungen auf bisherigem Niveau kein Geld mehr gibt.
3. Ausweichendes und intransparentes Verhalten des Kunden
Obwohl die Zusammenarbeit bisher problemlos war, findet er immer wieder fragwürdige Gründe für Reklamationen – meist gegen Ende des Zahlungsziels, um Zeit zu gewinnen.
Er reagiert spät oder gar nicht auf schriftliche Kommunikation, telefonisch sind Mitarbeiter schwer zu erreichen. Bei Versuchen, die Geschäftsführung zu sprechen, meldet man sich nicht zurück.
Auf direkte Nachfragen zur momentanen Lage wird ausweichend geantwortet, es gibt keine klaren Aussagen, nur vage Formulierungen.
Er findet mehrmals Gründe und Ausreden, um nicht pünktlich zu bezahlen, Versprechen werden nicht eingehalten.
4. Änderungen im Unternehmen und im Geschäftsverhalten des Kunden
Natürlich ist das nicht immer ein Anzeichen für finanzielle Schwierigkeiten, doch wenn die Geschäftsführung ausgewechselt wird und plötzlich mehrere Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, kann das auf Probleme hindeuten – womöglich sehen Angestellte des Unternehmens die Pleite kommen und bringen sich in Sicherheit.
Der Kunde führt mehrere Veränderungen durch, die nur verhalten kommuniziert werden: Eine neue Unternehmensform, Niederlassungen werden geschlossen usw.
Sein Auftreten am Markt verändert sich merklich: Es gibt plötzlich grelle Marketing-Aktionen und minderwertige Angebote, die unseriös wirken – weil dringend Einnahmen generiert werden müssen.
Auch ein deutlich geändertes Bestellverhalten kann auf Zahlungsschwierigkeiten hinweisen – z. B. dann, wenn Ihr Kunde ab sofort nur noch sehr kleine Mengen bestellt, weil er bei den gewohnten Mengen Cashflow-Probleme bekommen würde. Oder umgekehrt: Der Kunde ist in Zahlungsschwierigkeiten, hat noch offene Rechnungen bei Ihnen, bestellt aber eine ungewöhnlich große Menge an Waren. Dann sollten Sie natürlich vorsichtig sein, denn es kann gut sein, dass diese Forderungen nie beglichen werden.
Was Sie bei Kunden in Zahlungsschwierigkeiten tun sollten
Und wenn klar ist, dass ein Kunde ernsthafte Liquiditätsprobleme hat?
Vor allem, wenn Sie mehrere der weiter oben genannten Warnhinweise bemerken, sollten Sie als Lieferant aktiv werden, um von Ihrem Unternehmen Schaden abzuhalten oder möglichst zu begrenzen.
Weitere Lieferungen sollten am besten nur auf Vorauskasse erfolgen – vor allem dann, wenn der Kunde Zusagen mehrmals nicht eingehalten hat. Hat der Kunde bereits Insolvenz beantragt, sind Sie als Lieferant nicht mehr an eventuell bestehende Verträge gebunden. Das bedeutet, Sie müssen dann eine vereinbarte Dienstleistung nicht mehr durchführen – außer Sie können sich mit dem Insolvenzverwalter auf einen neuen Vertrag einigen (bei dem Sie natürlich Ihre Forderungen absichern werden).
Und wenn die ZahlungsVunfähigkeit des Kunden auch Ihr eigenes Unternehmen in Liquiditätsprobleme gebracht hat, sollten Sie das offen an Ihre Bank und Kreditgeber kommunizieren und erklären, woher die momentanen Schwierigkeiten kommen. Denn ansonsten könnte Ihre eigene Bonität in Mitleidenschaft gezogen werden.
So beugen Sie Forderungsausfällen vor
Zahlungsprobleme und Pleiten bei Geschäftspartnern werden vorkommen. Damit Ihr eigenes Unternehmen dadurch nicht in Gefahr gebracht wird, können Sie dem vorbeugen und Ihre Forderungen absichern.
Und zwar zuerst durch ein professionelles Forderungsmanagement: Offene Rechnungen sollten konsequent verfolgt und Mitarbeiter darauf geschult werden, die in diesem Artikel angeführten Warnhinweise zu erkennen.
Das fängt bei der Prüfung der Kundenbonität an – denn nicht jedes Unternehmen ist finanziell gesehen zuverlässig genug, um Lieferantenkredite zu bekommen.
Dann haben Sie noch Möglichkeiten, bei bestehenden Kunden Ihre Forderungen abzusichern: Eine Warenkreditversicherung schützt vor Verlusten, wenn Kunden nicht zahlen können. Beim Factoring bekommen Sie gegen einen moderaten Betrag Ihr Geld sehr schnell – Ihr Factoringpartner überweist die offene Forderung innerhalb weniger Tage an Sie und stellt die Rechnung an Ihren Kunden. So vermeiden Sie Cashflow-Probleme durch verspätete Zahlungen.
Um zu wissen, welche Optionen Sie nutzen können, können Kreditversicherungsmakler Sie dazu beraten, welcher Anbieter ein passendes Angebot hat. Sprechen Sie uns an!