Pleitewelle Deutschland
So groß wird die Pleitewelle in Deutschland. Was Unternehmen erwartet und wie Sie sich vor Insolvenzausfällen schützen können.
Redaktion |
Kommt wegen der Corona-Krise eine Pleitewelle auf Deutschland zu? Lesen Sie hier, wie die Pandemie die Weltwirtschaft bisher beeinflusst hat, wieso die Pleitewelle wahrscheinlich verzögert nach Deutschland kommen wird und wie Sie Ihr Unternehmen vor Insolvenzausfällen und säumigen Geschäftspartnern schützen können.
Die schlechte Nachricht zuerst: die kommenden Monate sehen für viele Unternehmen nicht gut aus, es wird auch in Deutschland eine Insolvenzwelle erwartet. Das Risiko ist gestiegen, dass manche Ihrer Geschäftspartner zahlungsunfähig werden könnten. Die gute Nachricht: hier erfahren Sie neben der aktuellen Lage auch, wie Sie Ihr Unternehmen vor Zahlungsausfällen schützen können.
2020 und voraussichtlich 2021 sind wirtschaftliche Ausnahmejahre. Die Pandemie hat weltweit Pleiten auf Rekordniveau produziert. Und eine Entwarnung ist leider nicht in Sicht – der Herbst und wohl auch kommendes Jahr werden viele Unternehmen weltweit wirtschaftlich hart treffen. Jetzt geht es darum zu wissen, was in den kommenden Monaten von Experten erwartet wird und wie Sie für Ihr Unternehmen den Schaden begrenzen.
Weltkonjunktur in der Corona-Krise
Die Krise hat auch Gewinner: Onlinehändler, viele Softwareanbieter und Serviceprovider bekamen situationsbedingt einen ungeahnten Vorsprung. Auch die Digitale Transformation wurde vorangetrieben und Remote Work wird wohl auch in Zukunft die Arbeitswelt mitprägen.
Für die Weltwirtschaft insgesamt ist die Pandemie hingegen ein schwerer Schlag.
Der Kreditversicherer Euler Hermes hat in einer eigenen Studie und in einem Quartalsbericht 02/2020 über eine weltweit erwartete Pleitewelle berichtet.
Die wichtigsten Punkte zu Unternehmensinsolvenzen durch Corona:
- weltweit wird bis 2021 ein Negativrekord an Insolvenzen erwartet: 35 % (!)
- Die meisten Länder – USA, Brasilien, China, Portugal, Spanien und Italien – sind schon 2020 stark von Pleiten betroffen, beim Rest (darunter auch Deutschland) wird der Peak 2021
- Großinsolvenzen: in Q2/2020 gab es 147 Konkurse von Großunternehmen (Umsatz über 50 Mio. EUR), den größten Anstieg (64 Fälle) gab es in Westeuropa, noch vor Nordamerika (52 Fälle). Durch diese Insolvenzen werden dementsprechend besonders hohe Schadenssummen verursacht.
- Der kumulierte Umsatz zahlungsunfähiger Großunternehmen stieg auf 106,9 Mrd. EUR. Eine deutliche durchschnittliche Umsatzsteigerung: in Q2/2020 727 Mio. EUR im Vergleich zu 544 Mio. EUR in Q1/2020 und 601 Mio. EUR in 2019.
Neben den Insolvenzen sind bei Unternehmen auch vermehrt Zahlungsschwierigkeiten zu beobachten. Eine weitere Studie von Atradius über die aktuelle Zahlungsmoral zeigt, dass B2B Rechnungen auffällig öfter nicht pünktlich gezahlt werden: die Anzahl der um mehr als 90 Tage überfälligen Rechnungen haben sich verdoppelt.
Das ergibt insgesamt eine schlechte Prognose für die kommende Zeit – und als Exportnation ist Deutschland zusätzlich von negativen Entwicklungen in Exportländer betroffen.
Pleitewelle in Deutschland wird ab Herbst 2020 erwartet
Für Deutschland könnte die Pleitewelle im internationalen Vergleich zunächst milder ausfallen.
„Deutschland könnte im Vergleich zu vielen anderen Ländern mit einem blauen Auge davonkommen“, sagt Van het Hof. „Gründe dafür sind neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der Regierung. Insbesondere der gemeinsame Schutzschirm von Bund und Kreditversicherern für deutsche Unternehmen hat den Handel erst einmal stabilisiert und Lieferketten zusätzlich geschützt.“ – CEO Euler Hermes in Deutschland, Österreich & Schweiz –
Eine Entwarnung gibt es aber leider trotzdem nicht. Denn sieht man etwas genauer hin, wird klar, dass ein starker Wirtschaftseinbruch zwar verzögert wurde, aber schwer vermieden werden kann.
„Das ist aber längst keine Entwarnung, sondern vielmehr eine tickende Zeitbombe“, sagt beispielsweise Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Spätestens im dritten Quartal des Jahres wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten.“
Aussetzung der Insolvenzpflicht verzögert die Pleitewelle in Deutschland
Ein Grund für die verzögerte Pleitewelle ist, dass Deutschland – zu Beispiel im Vergleich zu Asien – später von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen war. Aber auch, weil die Bundesregierung (wie andere europäische Länder) sofort einige wirksame Maßnahmen getroffen hat, um Unternehmen eine Selbstsanierung zu ermöglichen.
Zum Beispiel die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzpflicht.
Geschäftsleiter sind per Gesetz dazu verpflichtet, einer Zahlungsunfähigkeit ihres Unternehmens entgegenzuwirken. Sobald klar wird, dass das nicht mehr verhindert werden kann, muss Insolvenz angemeldet werden – spätestens nach drei Wochen. Ansonsten wäre das als Insolvenzverschleppung strafbar. Sinn ist primär, dass die Gläubiger des Unternehmens geschützt werden.
Die Insolvenzpflicht soll Unternehmen davor schützen, unwissend Geschäftspartner von Kunden oder Kooperationspartnern mit ernsten Zahlungsschwierigkeiten zu werden.
Diese Regelung wurde von der Bundesregierung zunächst bis zum 30. September 2020 ausgesetzt. Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind (das ist Voraussetzung), haben also die Chance, bis zu diesem Datum Wege zur Sanierung Ihres Unternehmens zu finden.
So gesehen ist also die im internationalen Vergleich noch kleine Insolvenzwelle in Deutschland lediglich aufgeschoben – spätestens bis zur Wiederaufnahme der Insolvenzpflicht.
Besonders prekär ist dabei, dass auch weiterhin viele Großfirmen von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein könnten, was gemäß einem aktuellen Report von Euler Hermes zu großen Schadenssummen führt.
Wieso die Aussetzung der Insolvenzpflicht problematisch werden kann
Das bedeutet einerseits, dass Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten eine Chance auf Sanierung bekommen, oder dass diese mehr Zeit haben, um staatliche Hilfen in Anspruch nehmen zu können.
Das heißt aber auch: viele Unternehmen sind eigentlich faktisch längst insolvent, aber momentan nicht verpflichtet, dies anzumelden. Es könnte also sein, dass Geschäftspartner beim Versuch, finanziell wieder auf stabilem Boden zu kommen, Ware bei Ihnen bestellen und Sie ihnen Lieferantenkredit einräumen, die Zahlung aber nie erfolgen wird.
Das bedeutet also, dass momentan auch gesunde Unternehmen wirtschaftlich unter Druck geraten könnten, weil die Insolvenzantragspflicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht greift.
Für Gläubiger dieser Unternehmen könnte eine (gesetzlich legitimiert) verzögerte Insolvenzanmeldung aber zum Problem werden: sind nämlich Unternehmen nicht verpflichtet, ihre Überschuldung anzuzeigen, können sie trotz ernster finanzieller Schwierigkeiten weiterhin, womöglich monatelang, Wirtschaftskooperationen eingehen und Kredite aufnehmen. Dadurch würden sie bei Gläubigern Schaden anrichten, wenn sich letztendlich die Überschuldung als Zahlungsunfähigkeit erweist.
Um das zu verhindern, werden Lieferanten sich schützen wollen und könnten durch manche Maßnahmen die Wirtschaft ausbremsen:
„Wenn insolvente Unternehmen nicht mehr als solche erkannt werden können, verschlimmert das die wirtschaftliche Krise sogar. Denn dann werden selbst gesunde Unternehmen von ihren Lieferanten nur noch gegen Vorkasse beliefert werden. Das ist Gift für den Mittelstand und Arbeitsplätze.“ – FDP-Fraktionsvize Florian Toncar
Wie können Sie weiterhin Geschäfte machen und dabei Ihr Unternehmen schützen?
Unternehmen vor Insolvenzausfällen schützen und Liquidität erhalten
Viele Unternehmen waren nicht für diese Krise gerüstet, und Kunden halten sich jetzt mit hohen Investitionen oft zurück.
Aber auch bei kaufwilligen Kunden sollten Sie sich absichern, um Insolvenzausfälle zu vermeiden. Eine Lösung wäre, dass Ihr Unternehmen intern selbst eine Risikoanalyse durchführt und dann entscheidet, ob die Zahlungsfähigkeit des Kunden vertrauenswürdig ist. Dies ist erfahrungsgemäß mit einer aufwendigen Recherche und folglich mit erheblichem internen Kostenaufwand verbunden.
Es gibt aber auch eine einfachere und vor allem sicherere Möglichkeit, die Kreditwürdigkeit von Investoren einzuschätzen – indem Sie sich von einem externen Partner unterstützen lassen, der genau darauf spezialisiert ist.
Kreditversicherer versichern Lieferantenkredite gegen Zahlungsausfälle insolventer Kunden. Sie haben Zugriff auf Datenpools mit Millionen von Unternehmen, die nach Risikoklassen eingestuft werden. Je nach Rating wird Unternehmen dann Kreditschutz eingeräumt oder dieser bei nicht ausreichender Bonität abgelehnt.
Die Einschätzung erfolgt zum einen retroperspektivisch nach Jahresabschlüssen. Das bedeutet: dieses Jahr werden sehr viele Unternehmen aufgrund der Corona-Krise negative Ergebnisse erwirtschaften – das kann eine Abstufung der Ratingklasse bedeuten und in Folge weniger Chancen auf Kreditversicherung und Lieferantenkredite. Aber auch andere Faktoren (wie Geschäftsmodell, Branchenzugehörigkeit, Branchenzugehörigkeit der Debitoren, Zahlungserfahrungen der Lieferanten und vieles mehr) sind wichtig und fließen in die Bewertung mit ein.
Der Abschluss einer solchen Kreditversicherung ist äußerst komplex und erfordert viel Know-How, wenn alle Aspekte lückenlos berücksichtigt und Deckungslücken vermieden werden sollen.
Wir als Kreditversicherungsmakler sind Profis darin, Sie bei diesem Prozess zu begleiten, damit Sie sich auch in Zukunft vor Zahlungsausfällen schützen und Ihre Liquidität erhalten können.
Als Unternehmen kombinieren wir Wissen und langjährige Erfahrung aus BWL, Jura und Produkt-Know-How verschiedener Branchen. Zusätzlich sind wir krisenerfahren (z. B. Dotcom-Blase, Bankenkrise 2008) und verfügen über langjährige exzellente Kontakte zu den Entscheidern der Kreditversicherungen. Damit helfen wir unseren Kunden, auch komplexe Risiken zu decken und schneller zum abgesicherten Geschäftsabschluss zu kommen.
Möchten Sie wissen, wie wir Sie dabei unterstützen können, sicher durch die bevorstehende Krise zu kommen und Ihr Unternehmen zu schützen? Schreiben Sie uns, wir beraten Sie gerne unverbindlich!